Ansprache zum Nationalfeiertag in Bözberg-West

Ansprache zum Nationalfeiertag in Bözberg-West am 1. August 2017
von Hanspeter Joss

Liebi Bözerinnen, liebi Bözer, liebi Chind

Euse Roger Frey, het me gfrogt, öb i en Idee für de 1. Augschte häbi. I
chönnti rede, wenn en alte Amme no gfrogt escht.
Kei Angscht, i halte me a d`Devise: „ mer dörfi über alles rede, aber
ned länger als 20 Minute.“

Schmetterlinge haben überlebt – nicht die Dinosaurier

Und so meini: Eusi Schwiiz seigi de Schmetterling unter eusne Staate
Schmetterling sige Pionier. Tierli wo sech in allne Situatione und
Umständ am beschte chönne apasse. So verglich i d`Schwiiz. Mer
händ keini Rohstoff, keini Naturvorkomme, nüt. Alles wo mer a
Wohlstand erreicht händ – hämmer selber erschaffe. Aber: Euses
Wohlergehe bestoht erscht sed de 60iger Jahr. 2 Generatione!
Mit Erfindergeischt, Arbetswille, Uusduur, mit Fliis und Fähigkeite
send mir zu dem worde wo mer hüt send. Nid alles wo mer erfunde
händ isch glückt. Aber alles wo glückt isch hämmer einisch erfunde.
Wenn eusi Gmeinschaft öppis Neus bruecht muess es dur d`Mühli vo
eusere direkte Demokratie. Mer Schwizerinnen und Schwizer
regiere eus vo unde nach obe. Das isch die revolutionäri Idee.

De Winston Churchill – als Royalist – hät i siinere berühmte Züri Red
gseit: „Die direkte Demokratie der Schweiz sei zwar nicht die beste
Staatsform die es gibt, aber sie ist die beste die ich kenne.“
Kürzlech het de griechischi, ehemalige Finanzminister, Yanis
Varoufakis d` Situation Schwiz zur EU eso beschriebe:

„Die EU ist nicht reif für die Schweiz. Diese verfügt über eine
einmalige Staatsverfassung, eine starke Wirtschaftskraft. 4
Sprachregionen leben konfliktfrei miteinander. Europa sei
meilenweit von der Idealform Schweiz entfernt. „Die EU muss sich
in eine Schweiz verwandeln.“

Oder de düetschi Botschafter Dr. O. Lampe (im Fricktaler vo de
letschte Wuche): das höchst erfolgreiche Modell der direkten
Demokratie spielt eine tragende Rolle; ich bin ein grosser CH-Fan.
Mag sii, dass eusi Bundesröt nid immer Lüchttürm send, dass eusi
National- und Ständeröt – leider – nümm i der Lag send – per
Konkordanz gueti Lösige z`finde.

Das ewige Parteiglaffer het scho de verstorbeni Bundesrot Willi
Ritschard gnärft: „Je höher der Affe steigt, desto mehr sieht man nur
seinen Hintern.“ Jedi Partei wott numme no die Gröscht si!
Mag sii ,dass eusi Kantonsregierige samt Parlament mängisch näbe
de Schue laufe und dass mer eusi Gmeindröt ab und zue ufe Mond
ufe wette schiesse. Das ghört zum Vokabular vomene Schwiizer.
Aber: Mer händ die Regierige wo mer sälber gwählt händ.
Uf allne Gmeinschafts-Stufe i de Gmeinde, i de Bezirke, i de Kantön,
im Bruefsläbe, im Militär , i de Vereine – gilt d`Näbeamtlechtkeit,
d`Miliz.

Handwerker und Gschudierti schaffe im Team, jedi und jede sinere
Fähigkeite und Gschicklechkeite entsprächend. Dänke mer dra:
„wichtig ist nicht was du bist, sondern was du tust.“
Was eusi Miliz alles cha und bewegt, will i eu amene Biispiel zeige:
I mine Bruefsjahre be de Gwärbkrankekasse hani gsamtschwizerischi
Berufs- und Branchenverbänd betreut. Baumeister, Zimmermeister,
Schrinermeister, Spenglermeister, usw.

Was i jetzt säge dörfti euse Amme interessiere: An ere Diplomfiir vo
neudiplomierte Zimmermeister bin i nach Saanen im Simmental
iglade worde. > Amene Mittwoch z`abe verstoht sech.
D`Gsellestück send imene Vorruhm ussgstellt gsi. Und dete hani
öppis Ureigenständigs erläbt: Bodeständigi, engagierti Bruefslüt händ
d`Werk vo de Diplomande bestuunet. Im Flüsterton händ sie Details
bewundert und diskutiert. Respektvoll mit grosser Anerkennig.
S`Härzbluet het sech met em Bruefsstolz gmescht. Ned s`Gäld esch
im Vordergrund gstande, sondern d`Arbet, s`Werk, d Freud am Bruef.
Be de Diplomübergab hani am beschte Jungzimmermeister en
Bruefsufenthalt in Ontario, Kanada, als Priis dörfe übergäh. Ehrgiiz
und Freud vo dem junge Maa händ mer entgäge gstrahlet. En guete
Siech wie eusi Jungs würde säge: De het mer am Mentigmorge nid
müesse zum Nächscht use lüpfe.

Bem Nachtässe bin i be sim Lehrmeister ghocket. En stämmige,
Zimmermeister. Kei Maa vo grosse Wort aber en Macher, en richtige
Patron. Sis Läbe escht sini Arbet, sini Lüüt, sin Betrieb. En
grundsolide Unternehmer. Und ebe, Röbi, no Gmeindspräsident.
D`Stimmig am Tesch het de Zimmerlüt ghört; de Hölzige. Im Alltag
escht mer Konkurrent aber a dem Tag sends stolzi Berufsmanne – em
Holz und Handwerk verbunde.

De priskrönti Jungzimmer-Meister leitet hüt e grösseri Zimmerei in
Vancouver mit Kaderlüt us de Schwiiz. Er sigi met Ufträg ständig
überfüllt.

Mer i de Schwiiz stelle sid Johrzehnte, weltwiit – s`beschte
Fachpersonal im handwerkleche Beriich. A allne internationale
Wettbewerbe send eusi Lüt immer z voderscht.

Dr ehemaligi Priisüberwacher und Nationalrat Ruedi Strahm erklärt i
sim Buech „warum wir reich sind „ eso: De grösschti Teil vo eusem
Wohlstand escht über euses duale Bildigssystem z`stand cho.
Die praktische Handwerkerlehr zäme mit de Bruefsschul. Und
ergänzt mit de viele Wiiterbildigsmöglichkeite.

Ohni gschiiti Miliz met eusere Näbeamtlichkeit hätte mer de Status
nie erreicht. Euses System escht international gfragt.
D`Jugedarbetslosigkeit esch es Wältproblem. En ganzi Generation vo
junge Lüt verkümmert. „Mein Kind muss studieren“ , kas nümme si.
„E Lehrling esch amene Gymnasiast um Jahre vorus“, meint de
Stefan Wolter , Chef vo de schwizerische Bildungsforschung. „en >
guete Agronom esch doch vorhär en glehrte Buur gsi“.
Eusi junge Lüt müend s`Handwerk lehre!“ Nur i de praxisorientierte
Bruefslehr wird Präzision, Disziplin und Qualität vermittlet. Lueget i
`d Broschüre vom letschte Friitig, bäumigi jungi Lüt!

De verstorbene Swatchfabrikant Nikolas Hayek het als Usländer eusi
Schwiizer Merkmol umschriebe: Exaktheit, Apassigsfähigkeit,
Pünktlechkeit, Berechenbarkeit, und vor allem Verlässlechkeit.

Lönd Sie mech no es Wort zu de Dinosaurier säge, zu de grosse
Staate

Mer erläbe grad hüt was Staats-Fründschafte bedüte – nüt! De
dütschi Feldherr und Staatsma Otto von Bismarck hät einisch gseit:
Staaten kennen keine Freundschaften nur Interessen.
Trömp, esch s`beschte Biispiel: america first. Allne Staate klopft er uf
d`Finger und verlangt ihre Chlotz . D`Amerikaner händs bitternötig:
Wasser, Abwasser und Strosse send imene bedänkleche Zustand; die
dritti Wält gseht bald besser us.

De Amerikaner fehlt eusi Mittelschicht; sie produziere es Heer vo
Akademiker met ewige Studente wot niene chasch bruche. Und dene
verwöhnte Studiusse stönd ebesovili Unglehrti zur Siite.
Mer mache Amerika wieder gross, plagiert de Trömp. Jä wie denn:
Glaubt de im Ernscht er chönni d`Büez wo nach China verleit worde
esch, wieder zrugg näh, notabene zu dene Priise?

Europa: de ganzi südlichi Teil escht inere ständige Finanzkrise.
Frankrich, Spanien, Italie, Griecheland, Portugal hange am
Finanztropf vo der EU. Se send zu Sozialstaate vercho.
Rentengarantie ischt de Bürgerglaube. Vergässe esch s`Leitmotif vom
Begründer vo de soziale Marktwirtschaft em dütsche Ludwig Erhard:
„Wohlstand entsteht nicht durch die Freigebigkeit des Staates
sondern durch den Arbeitseifer der Menschen.“
Niidisch luegt me uf die chlini Schwiiz. Am liebschte würd me eus
Hirteknabe mit Indianer usrotte, het emol vor Jahre de dütschi
Wirtschaftsminister Steinbrück gläschteret.

Aber macht den de Schmetterling Schwiiz alles richtig:
Schön wärs! Eus fehlt es gsunds Sälbstbewusstsii, mer händ eus zu
Angschthase entwicklet und mache d`Achtigstellig bevor sie befohle
wird.

3 aktuelli falschi Entwicklige

Gsundheitswäse: Es cha doch ned sii dass bald d `Hälfti vo de
IIwohner staatliche Prämienverbilliungen muess bezieh um
d`Krankekasse chönne z`zahle. Krankekasseprämie überhole
s`wohne! Und i 10 Jahr zahle mer die doppleti Prämie.
Erhöchig vom Räntealter uf 67gi. Wie denn: Mer entlöhnd die über
50ig jährige und stelle jungi Usländer i? D`Politik muess d`Arbetgäber
verpflichte, dass die 50+ zerscht kömmed. Die 50+ wärde sech
wiiterbilde. Ihre Erfahrigsschatz helft ihne debi. „Vorsorg 2020, wo
mer am 24.9. abstimme, wär es wiiters Thema.“

Migration und Sozialhilf : D`Sozialhilfeleistige laufe usem Rueder.
„Esch es richtig, dass eusi ältere Mensche wo nes Läbe lang Stüüre
und AHV izahlt händ- met de Migrante glichgstellt wärde, fraget vieli
besorgti Gmeindammänner. Lüt wo erscht teilwis oder gar kenni
Biiträg zahlt händ bechömme glichvel?

No öppis zu de Zämeschluss-Uebig vo eusne 4 Dörfer. Vorab: I be
überhaupt ke Fründ vo Fusione. Aber was hüt bem Kanton und ganz
bsunders be de grosse Agglomerationsgmeinde ablauft escht
bedänklech.
Spreitebach, Neuenhof, Windisch, Wohlen, Reinach, Menziken,
Suhr, Oberentfelden, Oftringen, Aarburg, Strengelbach – bechömme
usem neue Finanzusglich pro Johr je zwüsche 2 – 5 Millione. Ihri
Stürsätz chönne si so vo über 120% uf 110% senke.
Ehemaligi grossi und guet situierte Gemeinde ghöret hüt zum
Sanierigsfall vom Aargau.

Wie wette mer Chligmeinde eus under dene grosse behaupte? Mer
bruechet en bestimmti Grössi! Vergässe mer ned: Alli Grossgmeinde
send zudem beschtens met Grossrät in Aarau verträte.
D` Arbetsgruppene für die Zämeschlussübig muess amene kritische
Fraue- und Mannschaftsgeischt folge. D`Haupt-Ziel müend si, dass
mer 4 Gmeinde die längst fällige Sanierige chönd dureführe und de
Stüürsatz vo de Grossgmeinde überchömmed. Es muess für alli
stimme .

Sälbschtvertroue escht agseit. S`Motto: „Von Aarau kommt die
Morgenröte“, müend mer eus abschminke . Statt numme bälle
müem mer lehre bisse.

Ich chumme zum Schluss: No mol de Bundesrat Willi Ritschard:
Wir müssen uns bewusst sein, dass wir ohne ein aktives Volk ein
Land ohne Regierung sind. Gelingt es uns nicht, den Bürger zu
engagieren, dann verlottert unser Staat.
Mer suchet z`Böze de 5. Gmeindrot! Uebrigens: die neue Rats-
Periode wird eini vo de Interessantischte sie.

De Schmetterling Schwiiz cha überläbe – mer händs i de Hand.

Mini 20 Minute send ume, danke fürs Zuelose.
Ich wünsche Eus allne en flotti Zit. Hebets guet!

 

1. August 2017 – Rede von Hanspeter Joss, Bözberg-West