Die Würfel fallen – wer kommt in den Genuss des Standortes des geologischen Tiefenlagers für radioaktiven Abfall?

Im September schlägt die Nagra dem Bundesrat den Standort des geologischen Tiefenlagers vor. Optimal im Timing fand am 24. August 2022 in Stadel, Nördlich Lägern, Kanton Zürich, eine regionale Informationsveranstaltung statt zur Frage: Was käme auf uns zu?

Die wichtigsten und interessantesten Präsentationsfolien haben wir für diesen Artikel ausgewählt.

Neuwishus Stadel
Informationsveranstaltung im Neuwishus in Stadel.

Referenten, Sprechende und Podiumsdiskussion:
Gemeindepräsident Dieter Schaltegger, Stefan Jordi (BFE, Sachplanprozess, Abgeltung), Maurus Alig (Gesamtprojektleiter, Nagra), Hansruedi Eberhard (Deponiefachmann, Aushub), Wilma Willi (Kantonsrätin), Gabriela Winkler (Moderation)

In der Begrüssung der sehr gut besuchten Veranstaltung (voller Saal) erwähnte der Gemeindepräsident, dass eigentlich niemand das Tiefenlager haben wolle und das Thema jetzt aber von der Bevölkerung wahrgenommen werde. Der Entscheid der Nagra für einen Standort falle im September, deshalb wurde mehrmals während des Anlasses geäussert: “Wir bleiben immer noch im Konjunktiv!”

Dass das Forum Vera, der bezahlte Lobbyverein der Nagra, unter Leitung des BFE (Bewilligungsbehörde) am 24. August 2022 Nördlich Lägern eine Veranstaltung zu den Oberflächenanlagen durchführt, kann Zufall sein – oder auch nicht.

Aktueller Stand des Sachplanverfahrens, Ausblick und Zusammenarbeit
Sachplanverfahren
Zusammenarbeit
Die Nagra behauptet, an allen drei letztlich vorgeschlagenen Standorten bzw. Standortgebieten Jura Ost (Kanton Aargau), Nördlich Lägern (Kantone Aargau und Zürich) und Zürich Nordost (Kantone Thurgau und Zürich) ein sicheres Lager bauen zu können. Dies wird so mit permanenter Propaganda verbreitet und niemand widerspricht dem, weder BFE noch ENSI. Nicht beachtet werden: Alle 3 Standorte sind im internationalen Vergleich ungeeignet (Erdbeben, Alpenzone, Gefälle zum Meer). Energiewende-Mangellage, Krieg und Aufrüstung, aktuelle Transformation der Gesellschaft, die militärische Sicherung und Bewachung der Oberflächenanlagen und das Wachstum der Bevölkerung bleiben im Jahrthundertprojekt unberücksichtigt.

Die Bauphasen

Die Oberflächenanlagen und Abgeltungen
Der Raumbedarf der Oberflächenanlagen ist verglichen mit ausländischen sehr gering kalkuliert. In Frankreich beispielsweise werden zwei mal 300 ha benötigt – Sicherheit braucht Raum. Mehr Info dazu von einer Studienreise dorthin: >>> zum Bericht mit Bildstrecken und Links 19. Oktober 2019: Reise nach Frankreich mit Bildstrecken

Der Aushub
Bemerkenswert sind die Aussagen über die rund 2 Mio m3 Aushub (fest) und der “Entsorgung”. Die Kiesgruben von Weiach locken… Die Angaben sind sehr detailreich und praxisorientiert. Im Gegensatz dazu war das am Standort Jura-Ost (Bözberg) annähern kein Thema. Der damals dort geplante Steinbruch ist u.a. wegen der fehlenden Transportmöglichkeiten nach Wildegg wirtschaftlich gescheitert. Eine geplante Deponie von Aushub in Herznach wurde aufgrund der Opposition von Anwohnern/Verein nach der Mitwirkung durch den Baudirektor (Bau, Verkehr und Umwelt) gestoppt. Eine weitere lokale Deponieinitiative in Bözen erlitt das gleiche Schicksal. Ist es möglich, dass diese Geschichten den Bözberg für die Nagra unattraktiv machen? Dazu passen würde die Verschiebung des Sekretariats der Regionalkonferenz von Laufenburg nach Würenlingen ins Gemeindehaus.

Anflugverkehr Flughafen Kloten
Linienflugzeuge überfliegen den Versammlungsort im Landeanflug auf den Flughafen Kloten.

Diskussion vor dem Apéro mit vielen guten Fragen
Gefragt wurde, ob die Anlagen auch einen Flugzeugabsturz überstehen würden, da diese ja in der An-/Abflugschneise des Flughafens stehen würden und auch schon Flugzeuge in der Nähe abstürzten. Ein junger Mitbürger monierte deutlich, dass das alles “nicht transparent für den Normalbürger” sei und er sich nicht ernst genommen fühle – was keine Stellungnahme beim Verantwortlichen für die Partizipation der Bevölkerung, Stefan Jordi (vom leitenden BFE, als Lehrer und Politologe vorgestellt) bewirkte. Diskussionspunkte war auch die Experten- und Fachkompetenz und der internationale KnowHow-Austausch. Interessant auch die Fragestellungen betreffend Auswahlkriterien für den Standort: inwieweit zu den sachlichen Kriterien auch “politische” einwirken.
Oder die Frage, ob und wie man neue technische Entwicklungen berücksichtigt…

Ergänzende Informationen und Gedanken zum Thema
– Bei der Regionalkonferenz Jura-Ost haben auch ausländische Orte und Personen wie Waldshut-Tiengen partizipieren dürfen. Der Standort Lägern Nord liegt näher zu Waldshut-Tiengen als zu Jura-Ost.
– Die Regionalkonferenz Jura-Ost hat im Juni 2022 ihr Domizil von Laufenburg AG nach Würenlingen AG verlegt und eine neue Geschäftsstellenleiterin erkoren (vormals Angestellte bei der Gemeinde Riniken AG; dort war der langjährige Präsident der Regionalkonferenz, Ueli Müller, früher auch Gemeinderat).
– Das ENSI als “Prüfer und Kontrolleur” des Standortantrages der Nagra wurde am Anlass mehrmals erwähnt. Dazu etwas Hintergrundinfo (Urantransport im Rhein)
– Wie kam es zu den aktuellen drei möglichen Standorten? Ursprünglich gab es zwei: Bözberg (Jura-Ost) und das Zürcher Weinland. Doch dann intervenierte der Kanton Zürich und Nördlich Lägern kam hinzu.
Mehr Details dazu >>> in diesem pdf – Dokument

 

Weitere Artikel im Blog zum Thema Sachplan: >>> hier klicken

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